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Archivale des Monats Juli: Eine Genossenschaft mit Weitblick

Die Villinger Aussichtsthurm-Genossenschaft und die bewegte Geschichte des Aussichtsturms auf der Wanne

Wussten Sie schon, dass der Aussichtsturm auf der Wanne einer der ältesten Stahlfachwerktürme der Welt ist?

Die Genossen die sich 1888 zusammen taten und jeweils 200-Mark-Anteile zeichneten, wollten auf dem Berg Wanne hoch hinaus. Ein Aussichtsturm sollte die Stadt Villingen zusätzlich verschönern und Touristen anlocken. Dreißig Meter hoch und in ungewöhnlicher achteckiger Form mit Wendeltreppe, wurde der Turm am 16. September 1888 feierlich mit Bollerschüssen und mit großem Begleitprogram eingeweiht.

Auch wenn sich der Aussichtsturm in den nächsten Jahren großer Beliebtheit erfreute, ein rentables Projekt wurde er für die Genossenschaft nicht und daher entschied man sich den Turm der Stadt zum Kauf anzubieten. Dieses Angebot nahm die Stadt schließlich an und erwarb den Turm 1911. Ein Jahresabo konnte von nun an für eine Mark, eine einmalige Eintrittskarte für 20 Pfennige erworben werden. Bald jedoch erkannte man, dass sich Kosten und Einnahmen aufhoben und daher wurde der Aufstieg für jedermann kostenlos.

Über die Jahrzehnte blieb der Aussichtsturm ein beliebter Ausflugsort und so manches Waldfest wurde an seinem Fuße gefeiert. Mit der Zeit entwickelte sich der Turm auch zum Treffpunkt für Kinder und Jugendliche und wurde dabei häufig als Klettergerüst zweckentfremdet. Zusammen mit dem Zahn der Zeit, nagte dies jedoch erheblich an der Substanz des Bauwerks, welches zunehmend dem Verfall ausgesetzt war und schließlich aus Sicherheitsgründen zur Schließung führte.

Ewald Merkle, Ehrenbürger der Stadt Villingen-Schwenningen, rief die Aktion 'Rettet den Aussichtsturm" ins Leben und die Bürgerinnen und Bürger folgten dem Ruf und spendeten in zahllosen Veranstaltungen und Aktionen insgesamt 232.000 DM für die Instandsetzung. Die feierliche Wiedereröffnung wurde zunächst, Aufgrund der Terroranschläge vom 11. September 2001, auf den 05. Mai 2002 verschoben und fiel dann aufgrund schlechten Wetters buchstäblich ins Wasser. Die Aussicht in 30 Metern Höhe, die über den Schwarzwald über die Baar und bei gutem Wetter bis zu den Alpen reicht, kann man seitdem trotzdem wieder ungestört genießen.

Schnell teilnehmen! Endspurt für den Joseph-Haberer-Preis 2024!

Noch ist genügend Zeit am diesjährigen Joseph-Haberer-Preis, dem Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler für Demokratie und Toleranz, teilzunehmen. Der Preis soll Jugendliche im Alter von 14 bis 20 Jahren ermutigen sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus in der Region auseinanderzusetzen und an die Opfer zu erinnern. Bis zum 14. September 2024 können Arbeiten für den Joseph-Haberer-Preis beim Stadtarchiv Villingen-Schwenningen eingereicht werden. Weitere Informationen finden sich unter Archiv und Schule.

Die Villinger Milchzentrale – Von der Milchverarbeitung zum Gedächtnis der Doppelstadt

Schon mal vom World Milk Day gehört?

Seit 2001, von der FAO* ins Leben gerufen, wird er immer am 01. Juni gefeiert, um die Bedeutung von Milch als wertvolles Lebensmittel für die Weltbevölkerung hervorzuheben. Diesen Monat haben wir passend zum World Milk Day ein paar archivarische 'Schmankerl' zur Villinger Milchzentrale und deren Geschichte ausgegraben.

Im Jahre 1937 wurde die, für rund 250.000 RM, neu erbaute Milchzentrale in der Lantwattenstraße in Villingen erstmals in Betrieb genommen. Die Milchzentrale war damals eine der Zweigstellen der Milchzentrale Radolfzell GmbH mit Sitz in Radolfzell. Das Einzugsgebiet erstreckte sich über die Amtsbezirke Donaueschingen, Neustadt, Villingen und Wolfach. Über die Jahre wurde modernisiert und umgebaut und das Gelände um weitere Gebäude und Einrichtungen erweitert. Regelmäßig wurde der Betrieb für die hervorragende Qualität seiner Erzeugnisse mit diversen Preisen ausgezeichnet, u.a. der Anton-Fehr-Plakette und der Benno-Martiny-Medaille der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. Im Zuge der Rationalisierung wurde dann zunächst 1970 die Butterei stillgelegt und 1985 wurde der gesamte Standort aufgegeben.

20 Jahre nach dem Städtezusammenschluss wurden die Archive von Villingen und Schwenningen zusammengeführt und so bekam ein Teil der ehemaligen Milchzentrale eine neue Bestimmung als Gedächtnis der Doppelstadt. Ursprünglich als Provisorium angemietet, befindet sich das Stadtarchiv noch heute im alten Gebäude der Milchzentrale und platzt aus allen Nähten. Zudem wurden die wertvollen Bestände mehrfach durch Wasserschäden bedroht. Doch Abhilfe ist in Sicht: Zurzeit sind die Umbauarbeiten am Oberen Brühl im vollen Gange und voraussichtlich kann das Amt für Archiv und Schriftgutverwaltung seine über das Stadtgebiet verstreuten Dienststellen Ende 2025 an diesem neuen Standort zusammenlegen und das Stadtarchiv seine Besucher am neuen Standort empfangen.

*Food and Agriculture Organization (FAO) of the United Nations - Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

Archivale des Monats im Mai: Der Schillerstein in den Anlagen am Riettor

Der Todestag des berühmten Dichters und Philosophen Friedrich Schiller jährt sich am 9. Mai dieses Jahres zum 219. Mal. Der Name des Schriftstellers ist zweifelsfrei auch heute noch der Allgemeinheit bekannt, wie sicherlich auch die bedeutendsten seiner Werke, etwa "Die Räuber" von 1782, "Kabale und Liebe" von 1784 oder "Wallenstein" aus dem Jahre 1799. Im 20. Jahrhundert führte die Erinnerung an den Dichterfürsten allerdings zu einer besonderen Begeisterung für seine Texte, welche regelmäßig auswendig gelernt wurden und im Sinne eines "geistiges Kapitals" als Statussymbol für das Bildungsbürgertum galten. Später wurde er zunehmend von aufkeimenden nationalistischen Bewegungen vereinnahmt. So wurde im Jahre 1906 der "Deutsche Schillerbund" in Weimar gegründet.

Auch wenn Friedrich Schiller keinen unmittelbaren biographischen Bezug zur Stadt Villingen hat, so entschloss sich die Stadtverwaltung im Februar 1905 trotzdem, an den Feierlichkeiten zum 100. Todestag des Dichters teilzunehmen. Dabei scheute die Verwaltung keine Kosten und Mühen und organisierte neben Theateraufführungen die Herstellung eines Gedenksteins sowie die Verteilung der Festschrift "Unser Schiller" des Professors Karl Brunner aus Pforzheim an die örtlichen Realschüler und die oberen Klassen der Volksschule.

Unser Archivale des Monats zeigt den Gedenkstein für Friedrich Schiller auf einer Postkarte des traditionsreichen Verlags Gebrüder Metz in Tübingen aus dem Jahre 1907. Die Einweihung des Denkmals am 9. Mai 1905 in den Anlagen schräg gegenüber der Benediktinerkirche war der Höhepunkt der Feierlichkeiten, nachdem zuvor die Schulkinder vom Marktplatz durch die Niederstraße, Marbacher-, Brigach-, Bicken- und Rietstraße zu den besagten Anlagen gezogen waren. Die Meldung im Amtsblatt wies die interessierte Bürgerschaft darauf hin, dass die Teilnahme kostenfrei sei; allerdings bat man darum, während der Feier nicht zu rauchen (heute selbstverständlich, damals offenbar keineswegs!)

Im Jahre 1955 erstellte der Bildhauer und Künstler Willi Dorn aus St. Georgen ein neues Denkmal anlässlich des Jubiläums zum 150. Todestag von Friedrich Schiller. Es wurde unweit des Schillersteins am Benediktinerring nahe des Riettors errichtet. Weiterführende Informationen bietet die Seite "Kunst im öffentlichen Raum" der Stadt Villingen-Schwenningen: https://www.villingen-schwenningen.de/kultur-vielfalt/staedtische-galerie/kunst-im-oeffentlichen-raum/willi-dorn/

 

 

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