Archivale des Monats im November: Eine ruhige Revolution in Villingen

Das Mitteilungsblatt für die Arbeiter-, Bauern- und Volksräte Badens vom 2. Januar 1919 erlaubt einen Blick auf die Geschehnisse in Villingen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im November 1818.

Im November 1918 endete der Erste Weltkrieg und mit ihm die letzte Deutsche Monarchie. Das Archivale des Monats im November zeigt ein Dokument aus der turbulenten Nachkriegszeit im Übergang von der Revolution zur Weimarer Republik. Arbeiter- und Soldatenräte spielten eine wichtige Rolle in dieser Zeit und prägten die ersten Wochen der jungen Deutschen Republik. Das Archivale des Monats ist das "Mitteilungsblatt für die Arbeiter-, Bauern- und Volksräte Badens".

Aufgrund der ausweglosen Lage am Ende des Ersten Weltkriegs für die Deutschen begannen im Oktober 1918 zunächst die Matrosen des deutschen Heeres zu meutern und setzten damit die Novemberrevolution in Gang. Bald gründeten sich im ganzen Land Soldaten- und Arbeiterräte. Nach der Abdankung des Kaisers am 9. November erreichte die Revolution einen Tag später auch Villingen. Marinesoldaten kamen in die Stadt und die in der Kaserne stationierten Soldaten schlossen sich der Bewegung. Mit einer roten Fahne zogen sie sodann durch Villingen und sie gründeten mit Arbeitern aus den Villinger Fabriken den Arbeiter- und Soldatenrat.

Durch die schnelle Entwicklung überrascht war das Bürgertum der Stadt zur Zusammenarbeit mit den Räten gezwungen.

Der Arbeiter- und Soldatenrat übernahm zunächst wichtige Aufgaben für die Gesellschaft. Die Mitglieder garantierten durch den Einsatz von Wachen und Patrouillen die Sicherheit und öffentliche Ordnung. So ordneten sie Ausgangssperren an oder verboten das Tragen von Waffen. Diese Aufgaben übernahm normalerweise die Polizeibehörde. Das Archivale des Monats zeigt, dass sich die Räte relativ schnell organisiert hatten und sich auch mit verwaltungstechnischen Fragen beschäftigen mussten. Das Dokument stammt aus dem Januar 1919, zwei Monate nach der Entstehung der Räte. Es sammelte verschiedene Informationen und Mitteilungen für die Arbeiter- und Soldatenräte in Baden. Dazu gehörte beispielsweise ein Bericht über eine gemeinsame Konferenz, aber auch die Frage der Vergütung der Räte.

Auch bei der Demobilmachung - das heißt der Umstellung von Kriegswirtschaft auf friedliche Verhältnisse - waren die Arbeiter- und Soldatenräte beteiligt und behielten hierbei insbesondere die gerechte Verteilung der Lebensmittel im Blick. Die Arbeiter- und Soldatenräte in Villingen und Schwenningen agierten relativ gemäßigt und kooperierten mit den örtlichen Behörden. Blutige Aufstände und Kämpfe, wie man sie in anderen Teilen Deutschlands zu dieser Zeit erlebte, existierten weder in Villingen noch in Schwenningen. Nachdem innerhalb des ersten Jahres der Republik die Weimarer Verfassung verabschiedet wurde, lösten sich die Arbeiter- und Soldatenräte auf. An ihre Stelle traten wieder andere Gremien der politischen Mitbestimmung wie der Gemeinderat.

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