Archivale des Monats im Oktober – Wehende Fahnen im Archiv

Die grüne Fahne zeigt einen Schwan mit roter Lyra.
Die schöne Fahne des Volkschors Freundschaft wird im Archiv verwahrt.

Das Archivale des Monats im Oktober hat im Archiv einen besonderen Platz. Ein Großteil der im Archiv gelagerten Archivalien sind Dokumente in Papierform. Akten, Briefe, Zeichnungen, Plakate und natürlich auch gebundene Bücher machen das Archiv aus. Das Archivale des Monats im Oktober fällt da aus der Reihe. Es handelt sich um eine Fahne des ehemaligen Villinger Vereins Volkschor Freundschaft. Nach der Auflösung des traditionsreichen Vereins im Jahr 2010 gingen die Unterlagen des Vereins in die Bestände des Stadtarchivs über. Neben den üblichen Protokollen von Vereinssitzungen, Jahresberichten und einigen Fotos gehörte dazu auch die große Fahne des Gesangsvereins.

Die Fahne ist ein doppelseitiges Schmuckstück. Sie zeigt auf der einen Seite auf grünem Hintergrund das Gründungsjahr 1891. Außerdem trägt die grüne Seite noch den Schriftzug "Volkschor Freundschaft" und zeigt einen Schwan mit roter Lyra. Auch die andere Seite der Fahne ist aufwendig bestickt. Auf weißem Hintergrund ist eine junge Frau mit Lyra zu sehen. Sie wird vom Schriftzug "Dem Wahren, Guten, Schönen, Soll unser Lied ertönen!" umrahmt. Neben der eigentlichen Fahne verwahrt das Archiv auch noch die dazugehörige Fahnenstange. Wie auch beim Archivgut in Papierform wird die Fahne möglichst sachgerecht gelagert, so dass sie auch von späteren Generationen noch angesehen werden kann.

Die Geschichte des traditionsreichen Chors reicht weit zurück. 1891 gründetet sich der Gesangsverein Frohsinn in Villingen. Nach dem Ersten Weltkrieg und den damit verbundenen Verlusten schloss er sich mit dem Arbeitergesangsverein zusammen. Sie bildeten den neuen Arbeitergesangsverein Freundschaft. Mit 160 Sängern nach dem Zusammenschluss war man wieder gut aufgestellt. Während der Zeit des Nationalsozialismus waren Chorproben und Auftritte verboten, denn der Chor stand der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung zu nahe.

1945 folgte schließlich die Neugründung als einer der ersten Vereine nach dem Krieg, gemeinsam mit dem Frauenchor Liederkranz zum Volkschor Freundschaft. In den 50ern hatte der Chor etwa 40 aktive Mitglieder, war also schon deutlich geschrumpft. Doch über viele Jahrzehnte waren die Sänger ein fester Bestandteil der Villinger Vereinslandschaft. Irgendwann wurden die aktiven Mitglieder immer älter und keine jüngeren Sänger und Sängerinnen rückten nach. Das aktive Chorleben mit Feiern, Proben und Auftritten war so nicht mehr zu stemmen. So beschlossen die verbliebenen Mitglieder 2010 schweren Herzens die Auflösung. Ihr Vermächtnis wird im Stadtarchiv für die Nachwelt gesichert als ein Beispiel für die vielfältige Vereinslandschaft und das kulturelle Leben in der Stadt.

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