Ein gesunder Wald braucht Jägerinnen und Jäger, die Beute machen wollen

Zwei Männer geben sich die Hand. Der linke Mann ist der Forstamtsleiter und der linke Mann ist Bruno Imhof von der Jagdschule.
Seit zehn Jahren besteht die Kooperation zwischen dem städtischen Forstamt und "Bruno's Jagdschule". Inhaber Bruno Imhof und der Leiter des städtischen Forstamtes, Dr. Tobias Kühn, freuen sich über die langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit (von links).

Seit zehn Jahren kooperiert das doppelstädtische Forstamt bei der Ausbildung von zertifizierten Jägerinnen und Jägern mit "Bruno's Jagdschule" aus Schonach. Startschuss der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Bruno Imhof, dem Inhaber von "Bruno's Jagdschule", war im Sommer 2013, erinnert sich Forstamtsleiter Dr. Tobias Kühn. "Damals waren wir mit der Qualität der Jungjägerinnen und -jäger zunehmend unzufrieden. Darum haben wir uns auf die Suche nach einer Jagdschule gemacht, die auf Grundlage aktueller wildbiologischer Forschungsergebnisse ausbildet".

Am Ende der Auswertung mehrerer Jagdschulen machte dabei "Bruno's Jagdschule" das Rennen. Hier lernen die Jungjäger von der Pike auf, wie man jagt, Jagdeinrichtungen baut, Wildbret – also das Fleisch der erjagten Wildtiere – als hochwertiges Nahrungsmittel nutzt und wie man einen wichtigen Beitrag für die Natur, Land- und Forstwirtschaft leistet.

Doch warum braucht ein gesunder Wald aktive und gut ausgebildete Jägerinnen und Jäger? Reguliert sich ein gesundes Ökosystem nicht von selbst? Fragen wie diese kennt Kühn – und auch die Antwort darauf. Denn dem Wald in Deutschland geht es leider nicht so gut, wie es scheint. "Klimawandel, Trockenheit, Borkenkäfer und noch vieles mehr setzt den Bäumen zu", erläutert der Forstamtsleiter. Nicht alle Themen kann ein Waldbewirtschafter proaktiv angehen. Beeinflussen kann man aber beispielsweise die Baumartenauswahl, die Pflege der Waldbestände und eben die Jagd. "Im Stadtwald werden vor allem Rehe und Wildschweine gejagt", unterstreicht der Forstamtsleiter. Zwischen 350 bis 400 Rehe und zwischen 70 bis 150 Wildschweine werden dabei jährlich geschossen – und das aus gutem Grund.

Denn vor allem Rehe sind, wenn sie in zu großer Zahl vorkommen, für die notwendige Verjüngung des Waldes und die durch den Klimawandel notwendige Etablierung von resistenten Baumarten kritisch. Der Grund liegt in der Biologie: Rehe benötigen als Wiederkäuer besonders hochwertige Nahrung. Besonders beliebt sind bei den Tieren die Knospen von kleinen Bäumchen, etwa von Weißtanne, Eiche oder Ahorn. "Weißtannen und Eichen sind, zusammen mit einigen anderen Baumarten, allerdings wichtige Bäume für den Wald von Morgen", wie Kühn klarstellt. "Sie kommen besser mit den Temperaturveränderungen, geringerem Niederschlag und höheren Sommertemperaturen zurecht". Für diesen Wald von Morgen sind Rehe allerdings eine Gefahr, der entsprechend begegnet werden muss. Doch nicht nur der Forst profitiert von einem angepassten Wildbestand, auch die Rehe selbst tun dies, wie Kühn erklärt. "Weniger Tiere bedeutet mehr Futtermöglichkeiten, was zu weniger Stress bei den Rehen führt".

Was Rehe für den Wald sind, dass sind Wildschweine für die Felder. Denn Keiler und Bache bedeuten für Grünland und Feldfrüchte ein großes Schadenspotential. Insbesondere Kartoffeln, Weizen, Hafer und Mais steht dabei auf dem Speiseplan der Tiere, aber auch zu frisch gesätem Saatgut sagt kein Wildschwein Nein. Kühn: "Auch hier hilft nur eine konsequente Bejagung, um die Schäden bei der Nahrungsmittelproduktion gering zu halten".

Um eine solche konsequente und dem Wald und der Landwirtschaft dienliche Bejagung zu gewährleisten braucht es gut ausgebildete Jäger – "und die kommen aus guten Jagdschulen", wie Kühn betont. Hier gebe es große Unterschiede bei der Qualität, doch mit "Bruno's Jagdschule" habe man einen verlässlichen Partner gefunden, bei dem potentiellen Jägerinnen und Jäger eine umfangreiche und moderne Ausbildung erhalten.

Dabei steht nicht alleine das Schießen im Mittelpunkt, wie Bruno Imhof erläutert. "Neben Schießübungen stehen beispielsweise Wildtierkrankheiten, Wildbrethygiene, Jagdrecht oder die Jagdhundausbildung auf dem Lehrplan". Gerade letzteres ist von großer Wichtigkeit, denn ohne einen tierschutzgerecht ausgebildeten Jagdhund gibt es keinen Jagdschein. Die Ausbildung des Hundes dauert dabei rund zweieinhalb Jahren, wobei bereits nach einem Jahr eine Brauchbarkeitsprüfung gemacht werden kann. Imhof: "Der Hund muss wie der Mensch dauernd weiterlernen und sein Handwerk beherrschen".

Rund 65 Jägerinnen und Jäger sind aktuell auf der vom Forstamt zur Bejagung freigegebenen Fläche auf der Pirsch, dabei werden rund 5600 Hektar Wald- und rund 7000 Hektar Feldfläche bejagt. Eines der begehrten Reviere zu erhalten ist aber gar nicht so einfach. "Nur der Schein alleine reicht heutzutage nicht aus", so Kühn. "Wir brauchen keine Jagdscheininhaber, sondern Jäger", unterstreicht er die Notwendigkeit, dass sich ein Weidmann mit seiner Jagdaufgabe zu 100 Prozent identifiziert.

Info: Bruno Imhof hat ein Lehrrevier auf der Basis eines Jagderlaubnisscheines im Stadtwald Villingen-Schwenningen. In jedem Jahr werden in seiner zertifizierten Jagdschule zwischen acht und 15 Jungjäger ausgebildet. Darüber hinaus bietet die Jagdschule auch Jagdhundekurse an. Die besten Absolventen bekommen eine Jagdmöglichkeit im Stadtwald Villingen-Schwenningen auf der Basis von Jagderlaubnisscheinen.

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