Historie

Archäologische Ausgrabungen

Im Vorfeld der Abrissarbeiten wurden nicht überbaute Teile der Fläche des Oberen Brühl mit Bodenradar untersucht und die Ergebnisse mit vorhandenen Plänen und Fotografien abgeglichen. So konnte eine Kernzone von knapp über 4000 m2 definiert werden, in der mit guter Befunderhaltung zu rechnen war. Die Stadt Villingen-Schwenningen beauftragte die Firma AAB Archäologie aus Berlin mit der Durchführung einer Rettungsgrabung. Unter einer stark verdichteten Überdeckung von etwa 50 cm wurden die nahezu unbeschadet erhaltenen Laufnive - aus des Lagers erfasst. Die Streifenfundamente von vier ostwestlich orientierten Baracken mit identischen Abmessungen von 8 m Breite und 40 m Länge wurden vollständig freigelegt. Die Baracken gehören offenbar dem reichsweit nachgewiesenen Typ RAD RL IV an, der aus vorgefertigten, 8,14 m breiten und 3,3 m langen Elementen errichtet wurde. Laut Abgleich mit den Archivalien handelt es sich bei den beiden südlichen Baracken um das so genannte Vorlager, in das die neuen Gefangenen eingewiesen wurden. Hier grenzte westlich die Lagerküche an. Die beiden nördlichen Baracken sind als separater Arrestbereich anzusprechen. Dieser war durch einen mit Kalksteinen verfüllten Graben, Punktfundamente für einen doppelten Stacheldrahtzaun und eine Mauer im östlichen Bereich vom Hauptlager abgegrenzt. In seinem nordöstlichen Bereich war ein Teil des Sanitärtrakts erhalten. Die Latrinen und Duschen wurden durch die französische Armee, die das Gelände bis 2014 nutzte, umgebaut. Die Baustrukturen und Funde geben einen Einblick in die Lebensbedingungen der inhaftierten Kriegsgefangenen. 

Weitere historische Angaben

Die heutige Konversionsfläche 'Kaserne Mangin' stellt eine von drei ehemaligen Kasernen am Militärsstandort Villingen-Schwenningen dar, der eine wechselvolle Geschichte aufweist:

  • 1913

    Im Vorgriff des Ersten Weltkrieges wurde Villingen im Jahr 1913 durch die vorgenommene Vergrößerung des Heeres nach knapp 170 Jahren wieder Garnisonsstadt.

  • 1914-17

    Von 1914-17 entstanden zunächst Gebäude der Inganterie-Kaserne nördlich der Kirnacher Straße. Da die Siegermächte des Ersten Weltkrieges keine deutschen Militärstandorte in unmittelbarem Grenzgebiet zu Frankreich in der Oberrheinebene mehr gestatteten, blieb die Villinger Richthofenkaserne als grenznächster Standort in den 1920er Jahren erhalten.

  • 1934/35

    In den Jahren 1934/35 wurde die Kaserne über die heutige Richthofenstraße hinaus nach Osten bis zur heutigen Pontarlierstraße erweitert. Dieses Gelände erhielt den Namen 'Neue Richthofen-Kaserne'.

  • 1941-45

    Teile des Gebiets wurden von 1941-45 während des Zweiten Weltkrieges als Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager (kurz: Stalag) genutzt. Zeitweise wurden von Villingen aus 20.000 – 30.000 Kriegsgefangene im Wehrkreis V betreut und die Zahl der Personen im Sturmlager Villingen stieg von anfangs 500 auf 2.000 bei Kriegsende. Südlich der Kirnacher Straße und westlich der Dattenbergstraße wurde die Boelke-Kaserne (später Welvert-Kaserne) erbaut.

  • 20. April 1945

    Als am 20. April 1945 die französische Armee in Villingen einmarschierte, übernahm sie die drei Kasernen als Besatzungsmacht.

  • 1965

    Erst 1965 wurde die Richthofen-Kaserne nördlich der Kirnacher Straße durch den Bau der Richthofenstraße in zwei Teile getrennt: Die westlich gelegene 'Kaserne Lyautey' und die östlich befindliche 'Kaserne Mangin', die nun umgenutzt werden soll. Detailansicht der Grafik (PDF, 4,9 MB)

  • 1997 - 2014

    Während die Standorte 'Welvert' und 'Lyautey' bereits 1997 durch die französische Armee bzw. 2000 durch die Deutsch-Französische Brigade endgültig aufgegeben wurden, wurde die Kaserne Mangin bis zum Sommer 2014 durch die französische Armee und die Deutsch-Französische Brigade militärisch genutzt. Nach der Nutzungsaufgabe fiel dieses Gelände in die Zuständigkeit des Bundes und damit in die Verwaltung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).

Die drei Bebauungsphasen des Oberen Brühls

1. Phase 1. Weltkrieg
Das Offizierskasino (1914-17) gehörte bis 1965 noch zur Alten Richthofen-Kaserne/ Kaserne Lyautey.

 

2. Phase der Remilitarisierung, Kriegsvorbereitung 2. Weltkrieg
Das Kompaniegebäude, die Waffenschmiede und das Pferdelazarett (1935) gehörten zur Neuen Richthofen-Kaserne/ Kaserne Mangin.

 

3. Phase der Nachkriegszeit, Übernahme durch französische Armee
Maison de France (1955), Anbau (1970), Ausbildungszentrum (1953), Fahrzeug- und Werkzeughallen (1956-65), Kantine (1968), diverse Funktionsgebäude
Mit dem Abzug der französischen Truppen von der 'Kaserne Mangin' endet die Geschichte von Villingen-Schwenningen als Kasernenstandort im Jahr 2014. Erst mit dem Verkauf dieser Bundesliegenschaft im Oktober 2020 wurde der Weg für eine zivile Nachnutzung geebnet. Die städtebauliche Zukunft dieses innerstädtischen Areals kann beginnen.

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